Drucken
Kategorie: Tourtagebuch
Zugriffe: 2518

Die Geschichte der Dinosaurier muss neu geschrieben werden (374)

 

Heute gilt es! Das mittlerweile 8. Pratajev-Sommerfest, jetzt auch bekannt in den Feurio-Funken der Oldie- und Schlagerwelt (MDR – das Sachsenradio berichtete und interviewte Doctor Pichelstein), möge beginnen. Man muss schon ordentlich mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um Jahr für Jahr eine solche Festivität zu stemmen. Doch je größer der Aufwand, umso besser das Gelingen: besonders sei hier die Prätorianer-Garde um Fürst Fedja erwähnt und natürlich der später am Abend noch als „Held der Arbeit“ ausgezeichnete Doctor Jeans. Nicht zu vergessen Wirt Herbert, dem Radlerhof-Impresario, stellvertretend für die heutige Location mit dem Pokal „Gaststätte des Jahres“ geadelt. Wer dreimal in nur einem Jahr The Russian Doctors auf den Hof lässt, hat sich diesen Titel redlich verdient. Aber die Doctors sind ja auch wirklich musische Zeitgenossen der angenehmeren Sorte. Keine Frage.

 

 

Fürs Fest programmiert wurde wort- und musikgewaltiges, installiert sogar eine Vodka-Cocktaillounge, in der Bulbash, die Halbgötterspeise des Pratajev-Sommerfestes, feilgeboten wird. Punkt 20 Uhr geht’s los im vollbesetzten, trink- und spielbereiten Zelt. Doctor Makarios eröffnet mit einer kurzen Rede ans Volk, rät Doctor Pichelstein anschließend, sich eine Gitarre überzuziehen. Gesagt, getan, Pratajevs Weisen erklingen und als bereits ein durstiger Mond aufgeht, übernimmt M. Kruppe die Beschallung. Es wird ein beherzter Lese-Gig quer aus den Schriften des großen russischen Landdichters. Da hängt man Pratajevs Gedanken nach, nimmt einen tiefen Schluck, beißt kräftig ins Grillfleisch und hätte manchmal, in schönster Träumerei, gerne auch so welche.

 

Tradition bei Sommerfesten ist ein artfremder Kulturbeitrag. Mit The Past Made Us One gibt’s in dieser Ausgabe Synth-Pop auf die Ohren und dass Doctor Pichelstein darunter als Ersatzkeyboarder in die Tasten greifen darf, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Mit kleinen, krabbeligen Ohrwürmern geht’s hernach über ins Landleben-Konzert der Russian Docs. Der Vodka fließt, eine Pipeline wird zur Bühne gebaut und dann kann es nur heißen: Wir müssen raus an die Schnapsbar.

 

 

 

In der Pause wird die Bühne umgebaut, Pokale werden überreicht, glückliche Tombola-Gewinner stehen Schlange. Nur ein Beispiel: Getrockneter Fisch und Krimsekt in einem Paket. Wann bekommt man sowas leckeres denn mal geschenkt? Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Und dann folgt er, der absolute Höhepunkt des Abends, der Vortrag des Gewinners des Forschersiegerpokals „Der Wanderer“. Christian Sievers, größter bekannter Biberforscher des Pratajev-Universums, legt eine bildgestützte Präsentation aufs Parkett und hinterher muss mindestens die Geschichte der Dinosaurier neu geschrieben werden. Applaus brandet auf, man möchte „Zugabe“ rufen! Die gibt es dann als kleine Version bis zum ersten Akt der Bauernoper Prumskis. Pichelstein eilt durch die Zeilen, singt u.a. „Ich bin die Kuschelige, ich bin so lieb, ich bin die Kuschelige, ein Herzensdieb“ – bis „Der Arme“ in gewohnt klassischer Doctors-Manier den Abend beschließt. Noch ein paar gute Mundvoll, dann setzt der Rückreise- und Hoteleincheckverkehr ein. Sofern man nicht, wie Teile der Berlin-Fraktion, besser gleich im Auto nächtigt.