Und Pratajev hörte, dass der Punk gut war (443)

 

Frühling in Leipzig. Ostern ist vorbei, die Wintergeister sind feurig erledigt. Zartrote Kirschblüten stehen in voller Pracht, daran vorbei saust Doctor Pichelstein Richtung Bandhaus wie in einem Film Noir. Es regnet, stürmt und das fast alleinig in Sachsen. Im Rest der Republik herrscht eitel Sonnenschein. Ein obdachloser König schiebt Verantwortung vor sich her, einen Korb vom Konsum mit leeren Sammelflaschen drin. An der Ampel richtet er die Krone der Erschöpfung; schon biegt der Pi.doc nach dem Umkurven des Spinnerei-Geländes scharf links, scharf rechts in die Saarländer ein. Heute im Kalender: Generalprobe mit Publikum ohne Wodka aber mit Frank The Tank. Und einigen anderen.

 

Wofür das alles? Für die Krause, die Frau Krause; in ihrem gesegneten Biergarten findet in zwei Tagen das 444. Konzert der Russian Docs statt. Nach zweimaliger Verschiebung aus Gründen. Ach, da wird man glatt wehmütig. Ohne Verweilverbote, Corona und Co. hätte bald das 500. Konzert in petto sein können.

 

Neulich war noch eines geplant, doch aus Gründen wurd’s verschoben. Anlass genug, die heutige Punk-Generalprobe als 443. Konzert zu küren. Ein 443. Krause-Konzert klingt bei weitem nicht so romantisch wie ein 444.

 

 

 

Eigentlich proben die Doctors nie gemeinsam. Sie trinken lieber, dinieren beim Pläneaushecken. Ansonsten bereitet sich jeder für sich auf die Bühnenarbeit vor. Pichelstein spielt (zur grenzenlosen Freude der Nachbarn im Haus) vorher mindestens drei Stunden Schnellgitarre, Makarios wärmt das Erdfeuer des Pratajev-Herzens mit einem zünftigen Mittagsschlaf. Außer: es geht mit großem Getöse auf die Bühne. Mit den Punkdocs, was leider viel zu selten vorkommt. Mit Doctor Apollo Muffler an den Drums.

 

Wenn so etwas vorkommt, soll es gut klingen. So kommt es, dass an einem Donnerstagabend im Leipziger Bandhaus das gesamte Line-up vor klandestiner, klatschender Menge gespielt wird. Zwar mit wodkagetränkter Körpersprache, doch eher an Colaflaschen saugend. Eine Stunde dauert die Reise, dann öffnet sich der Genesis-Himmel und Pratajev spricht: "Es lebe der Punk! Ich hörte, dass der Punk gut war."

 

PS: Ein herzliches DANKE an das Bandhaus Leipzig fürs Proben, die Kulinarik, die Technik uvm. Viel Liebe und Wodkabooster!