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tour_tagebuch

28.06.2025 Bad Lausick, OT Lauterbach/Privat im Dorfgemeinschaftshaus

Hurra, das ganze Dorf ist da (490)

 

Kurz nach Beginn der astronomischen Sommerzeit zeigt die Sonne schon mal kräftig, was alte Feuersäcke in 150 Mio. Kilometern so draufhaben. 10 hoch 26 Jahre (eine 1 mit 26 Nullen) soll es noch dauern, bis der rot-gelbe Riese Feierabend hat und die Erde unrettbar verloren ist. Spätestens bis dahin wird der russische Dichter S.W. Pratajev allseits berühmt wie bekannt sein, stehen Denkmäler auf dem Mars und im Harz, sind fremde Galaxien nach ihm benannt worden. Heute müssen wir uns noch mit weniger bescheiden, doch dass Pratajevs Botschaften weiterhin unbedingt in die Welt hinausgehören, dürfte jedem klar sein. Und deshalb machen sie sich auch heute wieder auf den Weg, die Russian Doctors, Erben des großen Meisters. Bei gefühlt 45 Grad im Tourauto, zunächst nur mit Doc Pichelstein besetzt, der im Baustellenstau steht, den das Navi immer wieder in die Irre führt, der vom Doc Makarios beherzt ins Zwischenziel Schleußig gelotst wird.

 

Durchatmen, an der Cola saugen, schnell noch ein Stopp am Lindenauer Büro zum Merch tanken, dann ab auf die Piste Richtung Bad Lausick. Der Ortsteil Lauterbach ist das Ziel, wo es im Dorfgemeinschaftshaus großes zu befeiern geben wird. Kurzum: Kristian Wilfridowitsch Siverski, Mitglied der Pratajev-Gesellschaft mit der Nummer 81, Funktion: Politkommissar, begeht einen 50-plus-Geburtstag. Oder, wie die Amis sagen: „So what, Dude is 50-Something“.    

      

Je kleiner die Gemarkung, desto eher verfährt man sich darin, steht als kleine Weisheit auf der To-do-Liste der Docs. Was daran liegt, dass in der autointernen Navikarte kein Froschteich verzeichnet wurde, die Straßen alle so aussehen, als hätte sie ein passionierter U-Bahn-Fahrer generiert. Also muss die externe Handy-Navikarte mit dem Autosystem connectet werden – und siehe da: Sowohl der Froschteich als auch das Dorfgemeinschaftshaus tauchen wohlbehalten auf. Der Firma Google sei Dank. 

 

 

Eingeparkt, ausgestiegen, herzliches Begrüßen inklusive. Da bereits die Anlage zur Beschallung des Publikums aufgebaut ist, kühles Blondes aus dem Zapfhahn fließt, darf der Müßiggang nicht fehlen. Findet auch die Co-Gastgeberin Nina Nikolajewna Gagarina, Mitglied der Pratajev-Gesellschaft mit der Nummer 80, Funktion: Zensorin der Glavlit. Später wird noch im erweiterten Gästepulk Alexander Trotzki, Nummer 18, Funktion: Kommissar für Sabotage und Zersetzung, hinzustoßen. So viele Interna müssen sein. 

 

Lauterbach 4 

 

Als sehr passende Hinstells fungieren wunderbare Kräuterbecher auf den Banktischen unterm angenehm kühlen Zeltdach am Dorfgemeinschaftshaus. Ausstaffiert sind sie mit Devotionalien der Pratajev-Welt, mit kleinen Holzlöffeln, Käfern, Bibern und Schweinen. Um sie herum werden Getränke geparkt; ein emsiges, hochverehrtes Damengespann sorgt dafür. Motto: Der Nachschub naht immer. Genau wie damals in Miloproschenskoje, etwas näher gedacht: Wie in den urigen Kneipen im Prager Stadtteil Žižkov. 

 

Wohl bekommt’s, darf zur Soundcheck-Offensive erwähnt werden. Pichelstein zerfließt bereits nach wenigen Anspielen, also nichts wie zurück zu den Kräuterbechern, warten aufs Buffet, während die Zeltgemeinde zahlreicher wird. Man könnte auch, jedenfalls sehr positiv gemeint, den alten Gassenhauer „Hurra, das ganze Dorf ist da“ anstimmen. Bis das Wasser aus dem Munde, respektive der berühmte Zahn tropft. In Erwartung von etwas Leckerem, das justament vom Caterer durchs Fenster zur Großküche gereicht wird.

 

 

 

Wie das duftet, das rollende Auge isst bereits mit. Schnell noch einen Aperitif, natürlich einen Richard Bahner Kräuterbitter, dann das Go! mit feiner Rede des Gastgebers. Einmal bitte alles mit allem, vom Sparferkel über die Lachsplatte zum Nachtisch und zurück. 

 

Reichliche Kalorien später stehen die Docs auf der Flachbühne, spielen sich in die Herzen und Kehlen der Menschen. Makarios dirigiert Pratajevs Leben, den Soundtrack des großen Dichters. Schweißbruder Pichelstein schwebt über den Saiten. Ein Festival der Körperflüssigkeiten, ein Gelage nimmt seinen Lauf. Bald schon tanzen erste Werktätige, klatschen verdiente Pensionäre, der Bahner fließt. Wäre ein gerühmter Maler hier, ließen sich manche Kunstgriffe bald im Louvre bewundern. 

 

In der Pause lassen sich ausreichend Elektrolyte nachfüllen, werden ultimative Forscher-Fragen in Sachen „Schleim am Arm“ beantwortet. Es folgt der zweite Konzertblock, in dem sich Pichelsteins brutale Einzelleistungen auf der Gitarre mit Makarios‘ Gesangsvolumen als akustische Umarmungen paaren. Noch ein Bahner, noch eine „Schnapsbar“, Zugaben donnern aus den Boxen. Vom „Rotarmisten“ über die „Tasche“ bis zu den „Löchern im Strumpf“. Manche Hits müssen aufs Neue gespielt werden. Für jene, die später kamen, weil die Versorgung von Schweinen, Rindern und Federvieh noch gewuppt werden musste. 

 

 

 

Ende. Mehr geht nicht. Die nassen Bühnenhandtücher könnte man locker auswringen. Nichts wie zurück auf die Bänke, zu den Kräuterbechern, wo die Docs zunächst ein sehr gelungener Vortrag über Schweinezuchtkunde fasziniert. Bevor sie ein weiteres Mal, diesmal unverstärkt, ran müssen. Pichelstein schraubt den Koffer auf, holt die Erlenholzige hervor, Makarios stimmt an: „Geh Heeme meine Kleene (…)“ 

 

Gefühlte Stunden später wartet der Shuttle-Bus. Eine größere Gästeschar sitzt bereits drinnen, Pichelstein wird als letzter gerade noch so eingesammelt. Das Ziel ist nahe, nur ein bis drei Dörfer weiter leuchtet schwach in der Nacht der Kastanienhof zu Etzoldshain. Angetütert werden letzte Stufen des Tages erklommen, letzte Kippchen verzehrt. Dann muss manches Runde ins Eckige, jedenfalls frisch geduscht ins wohlige Bett. Bei weit geöffneten Sommernachtsfenstern und die Grillen zirpen dazu.   

 

Fotos: Dank an Ulli Brückl & dem Gastgeber

 

31.05.2025 Pirna/Privat im Elfengarten

Flaschbar (489)

 

Nachts um zwei schickt Doc Makarios ein paar Hilfezeilen, die Pichelsteins Hosentelefon erreichen, um Stunden später gelesen zu werden. Der Inhalt lässt wenig Gutes erahnen; der Himmelfahrtskommando-Virus (siehe: Tourbuch Nr. 488) sei zum Killer-Bakterium kulminiert, Folge: keine Stimme, nur Husten, kein Punk, alles Blues. Ob der Gitarrendoctor den lang ersehnten Abend im privaten Pirnaer Elfengarten auch solo bestreiten kann – so lautet die Tenorfrage.

 

Bisher gab es ein gleiches Szenario zweimal in der Doctors-Historie, zuletzt am 24. Juni 2012. Das damals 257. Konzert beim Elbhangfest in Dresden verbrachte Pichelstein auf einem Barhocker sitzend an der Grottenwirtschaft. Makarios quälte sich mit einer knapp bevorstehenden Messer-OP herum, hielt tags zuvor beim Open Air an der Alten Feuerwache noch die Fahne hoch, danach ging aber erst mal nichts mehr. Hm, und da besagtes Solo-Doc-Konzert einst vom Publikum recht hübsch abgefeiert wurde, warum nicht auch so nach Pirna fahren? 

 

Gesagt, zugesagt, geprobt, getan. Wobei das lockere Verb „proben“ damit ausgeschmückt werden sollte, dass in einer beinahe wilden, knapp dreistündigen Aktion zuvorderst die Texte der Docs zusammengesucht wurden. Gut absingbar mussten sie sein; alles, was mehr als Schriftgröße 11 hatte, wanderte in Plastikfolien, denn kaum mehr als Refrains muss sich ein sonst eher mitsingender Gitarrist sonst nicht merken. Kommen wir zu „getan“ – als Reisebegleitung wünscht sich Pichelstein die Herzensdame samt andernorts oftmals zänkischer Hundedame, ein Island-Spitzmix namens Runa, herbei. Beide verschieben hechelnd alle Tagespläne, rein ins Auto, Navi-Dame an und losgefahren.

 

Aus Leipzig herauszukommen, eine Autobahn zu erreichen, ist derzeit ähnlich schlimm wie eigentlich überall in größeren Städten. Die Umleitungen haben es in sich; die Navi-Dame meint es gut und richtig – selbst als Pichelstein die vorgegebene Route blöderweise ignoriert, wird nicht geschimpft, werden Behelfstrassen mit Tempo 30 durchfahren, die man für immer hinter sich haben will. Dass Leipzig auch ländlich kann, war bisher eher im Verborgenen geblieben.

 

Elfengarten1 

 

Umso schöner ist das Erreichen des Pirnaer Ortsteils Copitz, eingebettet in die prickelnde Naturlandschaft des Elbtals. Das Tourauto wird dank dauerpiepender Einparkhilfe am Flussufer eng verklappt, dort, wo sich in Überschwemmungslagen Forellen, Schleien und Zwergstichlinge Gute Nacht sagen. Die Zielhausnummer ist gefunden, die Sonne scheint, Hündin Runa will sogleich ins Wasser, die Herzensdame macht’s möglich. Nun rasch an die nachmittägliche Kuchentafel, paar Treppen hoch in Ronnys und Kerstins Elfengarten, großes Hallo. 

 

Für Romantiker beschleunigt sich hier jeder Pulsschlag. Vorn die Elbe, der Radwanderweg. Oben die Bienenvölker, mittig der Garten. Ist besagter Garten doch nach wie vor eine Imkerhochburg, nicht umsonst gibt es ja seit neustem die Lyrik „Der Imker“ im Set der Doctoren. Ganz frisch dazu: Elbhonig, etikettiert als Russian Doctors-Edition. Es muss ja nicht immer nur Schnaps sein, oh nein. 

 

Elfengarten2 

 

Als Makarios und Pichelstein hier im letzten Jahr weilten, arbeiteten und schließlich wieder weilten, waren die Gartenbühne und vor allem die Anlagentechnik noch jungfräulich. Ca. ein Jahr später strahlt alles immer noch im feinen Glanz. Aus der Plakatierung „The Russian Doctors“ wird fix ein „The Russian Doc“ gemacht, ein Hocker steht schon für den Soundcheck Pate. Hündin Runa mag nicht so recht mit der rumänischen Konkurrenz, Haushündin Kelly, anbändeln. Es wird geknurrt, werden Zähne gefletscht, heißt übersetzt: „Lasst mich bloß unterm Tisch liegen, alles okkupiert, alles meins“. Jeder Tiertherapeut hätte eine wahre, monetäre Freude an derlei Gebaren.

 

Während Buffet und Grill mit kurzen Handgriffen aufgebaut werden, richtet Pichelstein die Bühne ein. Nach dem Soundcheck stromert Fürst Fedja samt Begleitung die Gartentreppe hoch, nochmals großes Hallo. Wie wenig später stets und ständig. Auch die Lichtenstein-Pratajev-Fraktion erscheint beinahe vollzählig, Bierbänke füllen sich, der Garten wird zum Futterplatz und weil der das Anwesen vergoldende Draußenkühlschrank gute Dienste fährt, gibt’s reichlich Kaltgetränke, ergänzt durchs Hopfenfass und Fedjas Mitbringsel aus den Weiten Weißrusslands.

 

 Elfengarten3

 

Dann soll’s losgehen, Doc Pi dupliziert sich, wird zur Gitarre, greift mal in diesen Folienberg, mal in jenen, mixt Pratajevs-Kornblumenhits mit lang verblühten Stiefmütterchen. Ronny sorgt darunter für beste Bewirtung. Der Großmeister des Schnellgitarrespielens nimmt sich u.a. den „Hermelin“ vor, den „Rotarmisten“, zupft und jagt durchs Set, der Jubel wird baupolizeilich bedenklich und schallt rüber auf die andere Elbseite. Möglicherweise hat sogar der ein oder andere Elbedampfer davon Schlagseite. Man weiß es nicht. 

 

 Elfengarten4

 

Zwei jubelumrandete Pausen wird es geben, eine planmäßige, eine zum Ersetzen der gerissenen G-Saite nach dem „Gärtner“. Wohl der Euphorie geschuldet, denn eigentlich hält ein frisch aufgezogener Saiten-Satz locker ein knapp dreistündiges Doctors-Konzert durch. 

 

Bleibt zum Schluss, nach der allerletzten Zugabe, zu klären, warum manche Textzeilen so zum Vortrag kamen, wie sie sonst nie zu hören sind. Weil der Text 1:1 abgesungen wurde. Wenn da eben steht: Flasche statt Tasche, tja. Und wenn da weiter steht: Ich muss raus an die Flaschbar, tja. Dann ist das wohl so. Im Bulbash waren jedenfalls keine KI-Tropfen, denn die KI bringt ja immer noch vieles durcheinander. 

 

Vielen lieben Dank, lieber Ronny, liebe Kerstin, liebe Elfengarten-Menschen, dem Solo-Doctor hat alles sehr viel Spaß gemacht und die Nacht im Hotel Elbparadies verlief buntgeträumt.

 

PS: Ein Link zum Beweis:        

https://youtu.be/3Pjq9cHcgL4?si=fc3RXedT3I0dd6Dc      

 

  1. 29.05.2025 Wettin-Löbejün, OT Brachwitz/Saale-Kiez   
  2. 22.03.2025 Rostock/Hafenkontor
  3. 21.03.2025 Wittenberg/Irish Harp Pub
  4. 14.03.2025 Dresden/Waldbad Weixdorf

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