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tour_tagebuch

27. Juni 2014, Elbhangfest, Alte Feuerwache/Dresden

He shoots, he scores (302)


Alles anders als sonst. Da am Samstag Doctor Makarios privat mit Die Art in Berlin weilen wird, fällt das gemütliche 15 Uhr-Stelldichein am Sonntag an der Grottenwirtschaft ausnahmsweise ins Wasser. Sogar in kachelmannscher Manier, doch dafür können die Doctors nichts. Einzig heute, am Freitag, scheint viel Sonne überm Elbufer, was in den Jahren zuvor meist andersrum verlief.

 

Und so kitzelt Fürst Fedja aus dem Mercedes-Sprinter Geschwindigkeiten heraus, die der Silberbus wohl noch nie auf einer Autobahn erleben durfte. Dem rasend‘ Pfeil gefällt’s; Makarios und Pichelstein halten den Atem an und erreichen in knapp über einer Stunde Dresdens Altstadt. Billig-Beatles kündigen sich laternenplakativ an. Am Schlossufer drängen sich hunderte, wenn nicht tausende Menschen zu einer Konzertbühne. Der Tipp geht klar in Richtung „Roland Kaiser is back again“. Stimmt aber nicht. „Sunrise Avenue“ wäre die Lösung gewesen. Wieder andere pilgern hingegen in die richtige Richtung, zum Elbhangfest.

 

 

An der Alten Feuerwache stecken Kaltfront im Soundcheck fest, so wird erst mal lustgewandelt, wird’s Team geherzt, werden Nahungsvielfalten ausgemacht und ungläubig in die strahlende Sonne geblinzelt. Zwar ist ihr Zenit längst überschritten, doch ficht sie das keineswegs an. Purpurne Wolken in zerrissenen Formen suchen rasch das Weite und rammen frontal gegen das Erzgebirge. Um Viertel Neun (für niedere Sachsen: 20 Uhr 15) soll’s Konzert beginnen.

 

Nach kurzem Aufbau kommt jedes Dahinvegetieren im Schweiße wie gerufen und Potzblitz: plötzlich läuft’s Intro, stimmen die Gitarren und dann geht es auch schon los. Auf zu neuen Pratajev-Eskapaden. Mit bester Gleichzeitigkeit startet das Konzert, dann schert Doctor Pichelstein erstmals links am Makarios vorbei in die Angriffszone. Sich selbst in der Strophe anfeuernd, stoppt der Sänger seinen Topscorer-Gitarristen kurz vor der blauen Linie. Mit einem Refrain-Check kracht Pichelstein in die Bande. Bleibt er liegen? Nein. Schnell ein Becherschluck Biermineral hinterher, das Puck-Plektrum wird während der 2. Strophe des „Impfers“ kurz abgetrocknet, weiter geht’s. Makarios ist abgehängt – doch das macht nichts, wir befinden uns schließlich im Break der „Harten Wirtin“. Pichelstein rast Richtung Slot davon und schießt… Doch Kümmerling hält! Kümmerling mit einem Big Save! Doch dann: Das Puck-Plektrum fällt als Rebound direkt in die Gitarre und da ist sie also geknackt, die Schallmauer für akustische Weltrekorde. He shoots, he scores!

 

 

Mit heroischen Gesichtszügen, dem Kreislaufkollaps nahe, führt Doctor Makarios nunmehr den Fetisch ins Liedgut ein. „Gefesselt“ ist immer auch ein Ruhepool für geschundene Gitarrenfinger. Und das Speedstück „Bebende Brust“ fällt heute aus. Dafür wird im verehrten Publikumspulk zu „Tote Katzen im Wind“ getanzt, wie schon vorher „Beim Bücken“ mitgesungen. Niemand steht mehr ruhig und besonnen in den Ecken, heftig fließt das Adrenalin, schießen die Hormone quer. Geschenke des Publikums, denen man sich als Musiker erst einmal würdig erweisen muss. Und so werden alle ganz schön gewürdigt heute, wieder einmal schade, dass keine Live-CD dabei rauskommen wird.

 

In den Zugaben darf die Dresdenhymne „Als das Eis kam (so plötzlich)“ nicht fehlen. Auch der „Raucher von Bolwerkow“ und so einiges mehr. Höhepunkt: Pichelstein Rieu gibt den André in der letzten „Schnapsbar“. Das Publikum stellt jeden Opernball, von Dresden bis Wien, darunter glatt in den Schatten. Doch genug des Entzückens, es ist, es war ein Abend, eine Nacht der Superlative. Und wer später einmal auf Menschen trifft, die am 27. Juni 2014 an der Alten Feuerwache dabei waren - wir schließen hier die Kultband Kaltfront unbedingt mit ein - wird sie am Glanz ihrer Augen erkennen.

 

21. Juni 2014, Petersberg bei Halle/An der Waldbühne

Auf dem Vulkan (301)


Der Tag beginnt äußerst beschwerlich. Im Nachbarhaus der Pratajev-Zentrale spielen sich am frühen Mittag ohrenerschütternde Szenen ab. Jemand versucht sich auf einer Reinhard Mey-Gitarre Metal-Riffs beizubringen. Klingt ungefähr so, als würde man zartes Blockflötenspiel mit dem auf einer Mundharmonika verwechseln. Ein Novum gibt es auch: Die Doppelspitze der über Nacht gebliebenen Chemnitzer Pratajev-Freunde blickt erstmals seit Jahren wieder optimistisch in den Kaffee. Leer ist der sonst so umworbene rosa Nachteimer, sorgfältig vom Doctor Pichelstein stets ans Bett gestellt. Stunden sind es jetzt noch, bis Fürst Fedjas Tour-BWM anrollt, der Petersberg bei Halle soll am Abend erklungen werden. Sven und die Umstände seines Geburtstages sind der willkommene Anlass.

 

 

Gar nicht so einfach ist‘s, den Berg von der Autobahn kommend, hinauffahren zu dürfen. Auf demselben Breitengrad findet die nächsthöhere Gesteinserhebung vermutlich erst im Ural ihren Meister. Über verschlungene Schotterwege, eigentlich dem landwirtschaftlichen Verkehr gewidmet, geht’s hinauf Richtung Vulkanspitze zur Waldbühne, dem Auftrittsort. Nach kurzem Hallo, ersten Kaltgetränken, führt Kultursekretär Makarios die Seinen zum Klosterstift nebst romanischer Basilika. Ausblick wird gehalten. Einst befand sich neben dem Mönchsbau eine Ausflugskneipe, doch im Sinne der „Inneren Einkehr“, die man hier gerne auch ein Leben lang finden kann, musste dieser Ort der furchtbaren Fröhlichkeit nach der Wende weichen. Zumeist Pilgerautos mit bayerischen Stadtkennzeichen werden ausgemacht. Ihre Besitzer folgten dem ultimativen Glauben ans Utopische und suchen nun darunter ihr Heil, welches weder im Freudenhaus noch bei Angetrauten zu finden war. Das mag eine Vermutung sein, doch genauso sehen sie halt aus, die verhärmten Besitzer der bayerischen Autos. Dann geht’s zum Selbstbedienungsgrill; Fürst Fedja ist ganz in seinem Element und beschert Makarios und Pichelstein volle Backen. Erneut lernt Doctor Pichelstein eine Schippe Kaufhallensächsisch und das WM-Vorrundenspiel Deutschland gegen Ghana beginnt zeitgleich mit dem Konzert.

 

 

Anfangs sehr schüchtern, dann jedoch keinem Gedanken mehr an das zwischenzeitliche 2:1 für Ghana nachhängend, geht’s Publikum vor den Doctors zu Werke. Ohne Pause (auch auf dem Petersberg sind sie gewiss präsent, die schwabenähnlichen Ausgeburten) wird bis zur Verlängerung durchgespielt. Mittlerweile steht es pari pari in Brasilien, die letzte Zugabe und der letzte Becher Birnenbrand sind verzehrt, da wollen die Doctors doch mal wissen, wie man auf einem alten Röhrenfernseher WM schauen kann. Das Ergebnis ist verblüffend. Ein Tablet-PC (oder gar nur ein Smartphone?) dient als Ausgangsmaterial. Die darauf erzeugten Bilder werden von einer davor platzierten Kamera erfasst und in das TV-Endgerät aus den 80ern überführt. Der Tablet-Bildschirm muss alle paar Minuten berührt werden, sonst wirkt der Sparmodus nebst Bildverlust. Mit dem W-Lan ist es auch so eine Sache: Ghana stürmt in der letzten Minute nach einer deutschen Ecke mit Mann und Maus Richtung Tor und? Jedenfalls kein Tor, wie sich später herausstellt. Darauf einen Abschiedsschnaps, denn dass dieser heute nur gezielt einzusetzen war oder ist, mag dem gestrigen Jubelkonzert im Waldfrieden geschuldet sein.

 

  1. 20. Juni 2014, Leipzig/Biergarten Gaststätte Waldfrieden
  2. 15. Juni 2014, Leipzig/Schleußig im Hinterhof
  3. 09. Mai 2014, Markkleeberg/Radlerhof Gaschwitz
  4. 12.April 2014, Wittenberg/Irish Harp Pub

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